Schütze die Beine deines Pferdes

Von Reitsport

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Der Sinn oder Unsinn von Beinschutz für Pferde wird in Reiterkreisen oft heiss diskutiert. Die einen schwören auf Bandagen, Gamaschen und Co. andere sagen, solche Hilfsmittel seinen bis auf wenige Ausnahmen überflüssig. Wir schauen uns an, wann Beinschutz für ein Reitpferd sein muss, sinnvoll ist und wann auch darauf verzichtet werden kann.


Verschiedene Arten von Beinschutz fürs Pferd


Pferdebeine sind sensibel und aufmerksamen Reitern ist viel daran gelegen, die wertvollen Gliedmassen zu schützen.


Manchmal neigen Pferde durch Stellungsfehler, Eigenheiten oder Erkrankungen zum Streichen oder die Hinterhufe treten in die Ballen der Vorderbeine.

Andere Pferde brauchen in der Erholungsphase nach einem Unfall oder einer Krankheit Beinschutz. Die dritte Gruppe sind Pferde, die in Disziplinen wie Geländeritten, Military oder im Springsport besonders hohen Belastungen ausgesetzt sind. Auch Freizeitpferde, die viel in unwegsamen Terrain unterwegs sind, können zu dieser Gruppe gehören.


Gamaschen gibt es für die Vorder- und Hinterbeine des Pferdes. Sie verfügen meistens über Klettverschlüsse, sind verschieden dick gepolstert und haben an heiklen Stellen Gummischutzbeläge. Gamaschen bestehen aus Kunstfasern oder Neopren und sind sehr pflegeleicht. Im Einsatz sind sie überall im Reitsport.


Hartschalengamaschen werden vorzugsweise im Springsport eingesetzt. Ihre Schale besteht aus einem festen Kunststoff mit weicher Fütterung, der das Pferdebein komplett umschliesst, wodurch der Fesselkopf und die Beugesehne geschützt werden.


Streichkappen ähneln Löffelgamaschen und Hartschalengamaschen, sind aber kürzer und nur für den Schutz des Fesselkopfes an den Hinterbeinen gedacht.


Fesselkopfgamaschen sind eine Kombination aus Hartschalengamaschen und Bandagen. Sie bestehen aus Kunststoff und Neopren, selten auch aus Leder.

Eingesetzt werden sie vorzugsweise im Dressursport, um die Verletzungsgefahr beim Kreuzen der Beine in den Seitengängen zu verringern.


Springglocken oder  Hufglocken aus Gummi, Neopren, Nylon oder Kunstleder schützen die Ballen des Pferdehufs. Sie werden eingesetzt, wenn Pferde dazu neigen, sich beim Reiten mit den Hinterhufen in den Ballen des Vorderbeines zu treten.


Bandagen sind abwickelbare Rollen, die knapp unterhalb des Karpalgelenks angelegt, dann einmal den Fesselkopf und wieder nach oben gewickelt werden. Sie sind im Dressursport beliebt und sollen das Bein stützen sowie vor Verletzungen schützen.

Es gibt Bandagen aus diversen Elastikstoffen, warmen Fleece und Baumwolle.

Manchmal werden sie mit weichen Bandagier-Unterlagen oder Bandagier-Kissen angewendet.


Transportgamaschen und Stallgamaschen sind dick gepolsterte Neopren-Gamaschen, die je nach Modell die Beine komplett oder halb einhüllen. Sie beugen Verletzungen im Pferdehänger oder in der Box vor.


Wärmegamaschen und therapeutische Gamaschen sind für Rekonvaleszenzpferde oder empfindliche Tiere gedacht. Diese Hightech-Gamaschen sind mit speziellen Silberfasern, Keramikfasern oder anderen Technologien ausgestattet, die Pferdebeine optimal wärmen und die Durchblutung fördern.


Wann sind Bandagen, Gamaschen und Co. sinnvoll?


Wer intensiven Sport betreibt oder ein verletzungsgefährdetes Pferd besitzt, kann oder muss die Pferdebeine passend zur Disziplin und den individuellen Bedürfnissen des Tieres anwenden.


In Reiterkreisen hat es sich teilweise etabliert, Gamaschen oder Bandagen anzuwenden, weil sie schick aussehen. Manche Reiter sind sich unsicher, ob Beinschützer nun grundsätzlich sein müssen oder nicht.


Erfahrene Reiter, der Hufschmied oder Hufpfleger beziehungsweise der Tierarzt können die Beinstellung eines Pferdes sowie das Gangbild einschätzen und sehen, wo Schwachstellen und Verletzungsrisiken bestehen.


Nur weil die Farben schön sind oder „alle“ Gamaschen verwenden, wären falsche Gründe, die zu einem unnötigen Aufwand führen. Zudem kann ein Beinschutz das Pferd beim Reiten auch behindern. Das trifft vor allem dann zu, wenn er unpassend ist oder unsachgemäss angelegt wurde.


Beim Transport müssen nur die Pferde zwingend zusätzlich geschützt werden, die unerfahren sind oder zu Problemen beim Verladen und auf der Fahrt neigen.


Beinschutz: richtige Verwendung und Nachteile


Gamaschen und Bandagen können auch Nachteile mit sich bringen:


  • Sie behindern unter Umständen die Blutzirkulation und den Lymphfluss.
  • Beinschutz kann scheuern und Druckstellen hinterlassen.
  • Unter den Bandagen und Gamaschen entsteht mitunter Hitzestau.


Diese Hilfsmittel müssen also sinnvoll, zielgerichtet und fachgerecht eingesetzt werden.

Gerade beim Bandagieren ist es für unerfahrene Reiter oft schwer, fest und doch locker genug zu wickeln. Eine Bandage, die sich beim Reiten öffnet, kann für das Pferd ein grosses Verletzungsrisiko darstellen.


Achte bei der Verwendung von Beinschutz darauf:


  • Nur, wenn es sein muss verwenden!
  • Nie zu eng, aber auch nicht zu locker anlegen.
  • Den Beinschutz nach dem Reiten entfernen.

Fazit


Beinschützer für das Pferd sind in manchen Disziplinen oder bei empfindlichen Pferden angemessen und sinnvoll. Sie nur als dekoratives Element zu nutzen, wäre übertrieben. Wer unerfahren ist, muss sich die Verwendung von Beinschutz aller Art von einem erfahrenen Reiter oder vom Tierarzt zeigen lassen.