Die Qualität von Heu erkennen

Von Reitsport

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Heu ist das wichtigste Futter der meisten Reitpferde. Es sollte stets von bester Qualität sein und dem Pferd abwechslungsreiche Gräser bieten. Wir verraten dir heute, wie du gutes Heu erkennst – und wie schlechtes Heu aussieht.


Heu ist nicht gleich Heu


Heu wird aus Gras hergestellt, dass auf einem bestimmten Boden in einer bestimmten Region gewachsen ist.

Nicht auf jeder landwirtschaftlich genutzten Wiese wachsen dieselben Gräser und die Böden unterscheiden sich ebenfalls.

Die Qualität des Bodens spielt dahingehend eine Rolle, dass das Gras während seines Wachstums Mineralien und andere Stoffe aus dem Boden aufnimmt und gleichzeitig auch Stoffe in den Boden abgibt.


Das beste Heu stammt von natürlichen Wiesen, auf denen keine reinen Zuchtgräser, sondern eine Artenvielfalt und zudem Kräuter gedeihen.

Wir haben in der Schweiz das Glück, dass noch sehr viele solcher artenreicher Wiesen vor allem in den Hoch- und Berglagen vorhanden sind.

Allerdings gibt es auch bei uns sehr viele Wiesen, die durch die überwiegende Kuhzucht auf reine Turbogräser ausgelegt sind und als Monokulturen angesät wurden.

Solche Gräser wachsen schnell und bringen viel Ertrag, sind aber oft nährstoffarm und dafür reich an Zucker.


Durch die zunehmende Pferdehaltung und das neue Bewusstsein der Pferdehalter nehmen insgesamt wieder Wiesen zu, die ökologisch bearbeitet werden oder extra als Futter für Pferde mit einer artgerechten Sortenvielfalt eingesät wurden.


Die Grundbedingungen für gutes Heu


Es ist klar, dass nicht jeder überall feinstes Bergwiesen-Heu zur Verfügung hat oder es sich leisten kann, Futter aus solchen Regionen liefern zu lassen.


Auch andere Heu-Sorten sind für Pferde sehr gut geeignet, sie sollten aber jederzeit die Grundbedingungen erfüllen:


  • Gute Heuballen riecht frisch, nach Sommer, würzig und erinnert selbst im Winter vom Geruch an eine frisch gemähte Wiese.
  • Trockenes Heu fällt von alleine auseinander, sobald ein Büschel von Ballen getrennt wird.
  • Gutes Heu ist grünlich, goldgelb, aussen können Ballen auch manchmal wesentlich heller oder etwas angefärbt sein. Wichtig ist, dass das Heu im Inneren frisch und von schöner Farbe ist.
  • Gute Heuballen sind gut abgelagert, frei von Erdresten, Staub und Abfällen.


Schlechtes Futter ist ebenfalls sehr leicht zu erkennen:


  • Es riecht muffig, säuerlich oder sogar stechend.
  • Ziehst du ein Büschel auseinander, kleben die Halme zusammen.
  • Vielleicht kannst du sogar Schimmelnester erkennen.
  • Schlechte Heuballen stauben stark.
  • Die Farbe von überlagertem oder nicht korrekt getrocknetem Heu ist oft hässlich-braun, gräulich, fahlgelb oder schwarz.
  • Wiesen in der Nähe von Strassen oder öffentlichen Wegen sind oft mit achtlos entsorgten Müll verunreinigt. Im Futter besteht dann Verletzungsgefahr und die Gefahr der Aufnahme von Plastikkleinteilen oder anderem Unrat.


Die Geruchsprobe ist der erste Schritt. Danach lohnt es sich, die Heu-Probe einmal mit gutem Auge oder einer Lupe anzusehen. Insbesondere kurz nach dem Trocknen können sich in Ballen, die nicht ganz durchgetrocknet waren, gut sichtbare Pilzsporen bilden. Diese können im weiteren Verlauf nachtrocknen. Der Heuballen ist dann aber meistens schon biochemisch durch den Pilz verändert worden.

Neben einem Verlust von Mineralstoffen und Vitaminen, kann die Proteinstruktur im Heu beschädigt sein. Schimmel hinterlässt zudem Abbauprodukte, die für den typisch säuerlichen bis muffigen Geruch sorgen.


Erster oder zweiter Schnitt für Pferde?


Grundsätzlich liefert der erste Schnitt das hochwertigere Futter. Im ersten Schnitt steckt die ganze Kraft des Frühlings und die Nährstoffgehalte des Grases sind dann am besten.


Der erste Schnitt kann je nach Grassorte und Lage auch weicher sein, als der zweite. Das kann speziell bei älteren Pferden oder Tieren mit Kauproblemen von Bedeutung sein.


Geerntet wird Pferde-Heu grundsätzlich ab der Mitte bis zum Ende der Grasblüte. Damit wird es länger stehen gelassen, als in der Kuhhaltung. Achte darauf, dass dein Heu-Lieferant dies auch weiss und das Heu pferdegerecht schneidet.

Im kürzeren Kuh-Heu kann die Konzentration von Protein und Zucker höher sein, der Nährstoffgehalt dagegen geringer.


Der zweite Schnitt liefert weniger Nährstoffe und Energie, dafür mehr Fasern. In der sommerlichen Wachstumsperiode lagert das Gras weniger Wasser ein und ist von der Struktur her, härter als das zarte Frühlingsgras.

Beide Schnitte haben Vor- und Nachteile. Faserreiches Heu ist für die Verdauung gut und Pferde, die eher karg gehalten werden sollten (nordische Rassen wie Isländer) vertragen den zweiten Schnitt oft wesentlich besser.


Wie alt darf Heu sein?


In der Regel verkaufen Landwirte eine Ernte binnen eines Jahres ab. Es gibt auch Betriebe, die mehr erwirtschaften, als sie verkaufen können. Dann können Heuballen schon mal mehrere Jahre im Lager liegen.

Heu kann, gut gelagert, zwei Jahre haltbar bleiben, allerdings nimmt der Nährstoffgehalt während dieser Zeit kontinuierlich ab.


Kurz nach der Ernte muss frisches Heu sechs bis acht Wochen ablagern, bevor es an die Tiere verfüttert werden kann. Vorher kann im Heu noch Restfeuchtigkeit enthalten sein, die zum Nachgären führt.

Im Verdauungstrakt von Pferden wäre das unter Umständen von grossem Nachteil, schlimmstenfalls löst zu frisch verfüttertes Heu eine Kolik aus.


  • Frisches Heu muss sechs bis acht Wochen nachtrocknen.
  • Älteres Heu darf nicht älter als zwei Jahre sein.


Heu-Analysen bringen Aufschluss


Wer sich unsicher ist, ob das eigene Heu pferdegerecht oder von guter Qualität ist, kann Heu-Proben an Labore senden und diese untersuchen lassen.

Die Prüfungen berücksichtigen Aspekte wie Schimmelpilz, aber auch Nährstoffgehalte.

Überdüngte Wiesen können zu ungünstigen Mineralstoffverhältnissen im Heu führen und ein detaillierter Bericht befördert solche Dinge ans Tageslicht.


Fazit


Bei der Heu-Qualität sollten Reiter und Pferdehalter nicht sparen. Es lohnen sich Vergleiche und gegebenenfalls auch Analysen in einem Labor. Auf den ersten Blick ist ein gutes Heu immer zart duftend, trocken, staubfrei und in Halmen kann ein gewisser Artenreichtum an Gräsern erkannt werden.