Wie trainiere ich mein Pferd optimal?

Von Reitsport

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Das richtige Training für Reitpferde erscheint manchmal wie ein Buch mit sieben Siegeln. Dabei ist es eigentlich ganz einfach, wenn du die Grundlagen der Ausbildungsskala verstanden hast, bei der Umsetzung konsequent bist, Einfühlungsvermögen für das Tier zeigst und für Abwechslung sorgst.


Pferdetraining – wozu eigentlich?


Es ist völlig egal, ob du ein ambitionierter Sportreiter oder ein Ab- und Zu-Reiter bist, dein Pferd braucht Training!


Ein Pferd sieht stark aus und dass wir uns auf seinen Rücken setzen und bestimmte Bewegungsabläufe verlangen, erscheint in der Reiterei manchmal normal. Dennoch müssen wir uns immer bewusst machen, dass die Tiere nicht mit einem Menschen auf dem Rücken geboren werden und das Gewicht sowie die Forderungen des Reiters für das Tier eine zusätzliche Belastung darstellen.


Als Mensch wirkst du auf dem Pferderücken wie ein Hebel. Der kann steuern und in Symbiose mit dem Tier zum Vorteil beider einwirken oder hinderlich sein und blockieren.


Im Grund brauchen du und dein Pferd also gleichermaßen Training. Achte bei euch beiden auf Geschmeidigkeit, Durchlässigkeit, Sensitivität und eine fließende aber doch sichere Form der Kommunikation.


Die klassische Ausbildungsskala


Wenn du diese sechs Stufen verinnerlicht hast, verstehst du die Ziele und Notwendigkeiten der Reitpferde-Ausbildung und kannst diese im Alltag sicher, intuitiv und kreativ umsetzen:


1. Takt – bedeutet die Gleichmäßigkeit und Harmonie der Bewegungsabläufe im Schritt (Viertakt), Trab (Zweitakt) und Galopp (Dreitakt).


2. Losgelassenheit – durch Takt und Harmonie entspannt sich die Muskulatur und die Kraft kommt aus dem gelösten Fluss der Bewegungen.


3. Anlehnung – ein gelöstes und im Takt gehendes Reitpferd kann sich vertrauensvoll an die Reiterhand anlehnen und eine sichere Kommunikation entsteht.


4. Schwung – stimmen die Stufen 1 bis 3 kommt durch den Schwung ein dynamischer Energiekreislauf mit einem frei schwingenden Rücken und einer kraftvoll tretender Hinterhand zustande.


5. Geraderichtung – auf dieser Stufe werden die bisher erreichten Schritte durch das Training der Beidhändigkeit vervollkommnet.


6. Versammlung – schlussendlich findet das Reitpferd in eine erhabene Haltung, mit perfekter Muskelspannung, aufgewölbtem Rücken und optimalem Treten unter den Schwerpunkt: Gleichgewicht, Aufrichtung, Durchlässigkeit und Anlehnung haben ihren Höhepunkt erreicht!


Der passende Trainingsplan


Als Reiter solltest du unbedingt einen Plan haben, wie, wann und mit welchen Zielen du dein Pferd trainieren möchtest. Bist du dir unsicher, solltest du auf Hilfe von erfahrenen Reitern zurückgreifen oder passende Workshops besuchen.


Die Basis des Trainings sind Bodenarbeit, Longieren und das Reiten von Hufschlagfiguren sowie Tempiwechsel in allen Gangarten.

Beim Training musst du darauf achten, dass du einseitige Belastung vermeiden. Sorge für Abwechslung und erhöhe so die Motivation deines vierbeinigen Freundes.


Stark beanspruchte und trainierte Pferde sollten einen Tag in der Woche freibekommen, an diesem dürfen sie nur auf der Weide oder mit Artgenossen auf dem Paddock sein. Gönne dir und deinem Pferd zudem mindestens dreimal pro Woche einen entspannten Ausritt. Das tut nicht nur der Pferdeseele gut, sondern sorgt auch dafür, dass das Nervenkostüm der Tiere dank vielfältiger Umweltreize erhalten bleibt.


Reitest du dagegen fast nur Freizeit und Ausritte, musst du das sinnvolle Training strikt integrieren.


Pferde, die dauerhaft nur am langen Zügel und mit schlaffem Rücken durchs Gelände zuckeln, können kurz- oder langfristig schlimme Schäden an der Wirbelsäule und den Beinen davontragen.


Es gibt tolle Literatur und viele Inspirationen dazu, wie die Ausbildungsskala auch ins Freizeitreiten und ins Gelände integriert werden kann (viele Tempiwechsel, „Klettern“, Zirkel und Volten im Gelände, Schlangenlinien um Bäume herum usw.).


Einige Trainings-Ideen und Möglichkeiten stellen wir dir jetzt noch näher vor:


Konditionstraining im Gelände

Insbesondere das Reiten an Hängen und sachten Steigungen bietet dir viele Trainingsmöglichkeiten.

Durch schwungvolles Bergaufreiten förderst du die Schubkraft, während das Pferd beim Bergabreiten mit der Hinterhand vermehrt Last aufnehmen muss. Anreiten und Tempiwechsel am Hang fördern zudem den Muskelaufbau und die Kondition.


Springen

Springen kann allen Pferden guttun! Wichtig ist, dass du zunächst den passenden Sitz und Grundlagen wie das richtige Zurücknehmen und Voranschicken beherrscht. Beginne mit kleinen Sprüngen oder Cavaletti und steigere langsam.


Dressurarbeit

Die klassische Dressurarbeit beinhaltet die bereits vorgestellten Elemente Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichtung und Versammlung. Egal ob Sport- oder Freizeitpferd, eine Grundausbildung in der Dressur brauchen alle Reitpferde!


Stangen- und Cavalettiarbeit

Longieren oder Reiten über Stangen und Cavaletti fördern Takt, Losgelassenheit und den Muskelaufbau. Das Training kann auf vielfältige Weise variiert und im Anspruch gesteigert werden. Richtig ausgeführt, haben die meisten Pferde Freude daran.


Weitere tolle Übungen, um deinen vierbeinigen Freund optimal zu trainieren, sind:


  • Springen an der Hand
  • Freispringen
  • Bodenarbeit
  • Schwimmen im See
  • Geschicklichkeitsübungen


Durch Abwechslung förderst du die Intelligenz deines vierbeinigen Freundes. Achte zudem auf ein artgerechtes Leben und faire Trainingsbedingungen. Passe das Training immer dem Ausbildungsstand, dem Alter und dem körperlichen Vermögen des Tieres an.


Bei jungen oder untrainierten Reitpferden reichen anfangs Einheiten von 15 bis 20 Minuten. Wenn du Zeit hast, auch zweimal täglich.


Achte von Beginn an darauf, dass dein Pferd Freude an der Sache und auch wirklich verstanden hat, worum es geht, und die Aufgaben nicht nur wie ein Roboter erfüllt. Dann bekommst du einen jederzeit sicheren, eleganten und zuverlässigen Partner für deinen Sport!


Fazit


Beim optimalen Training für Reitpferde fließen die Stufen der klassischen Ausbildungsskala, Elemente der jeweiligen Reitdisziplin sowie ausgleichende Aktivitäten zusammen. Da nicht alle Reiter zwingend über eine Reithalle oder einen Reitplatz und einen Trainer verfügen, sind Eigenverantwortung, Engagement und Kreativität gefragt. Das Internet, Bücher und entsprechende Workshops bieten Hilfestellungen für Reiter aller Ausbildungsstufen und Disziplinen.