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Sicher unterwegs - Hufeisen oder doch lieber Hufschuh?

Von Reitsport

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Hufeisen sind der traditionelle Schutz für Pferdehufe. Doch seit vielen Jahren findet ein Umdenken statt: Pferde laufen barhuf und tragen bei Bedarf Hufschuhe. Dieser Trend ist selbst im Profisport angekommen.


Müssen Hufeisen wirklich sein?


Die wichtigste Gründe, aus denen Pferde, Hufeisen tragen müssen, sind:


• Schutz vor übermässigem Abrieb des Hufhorns

• Schutz vor Stössen und Prellungen.


Seit Menschen Pferde als Lasten- und Reittiere nutzen, sind Pferdehufe ungewöhnlichen Belastungen ausgesetzt.

Die Tiere bewegen sich mit dem Gewicht von Gepäck, Reitern oder Kutschen vorwärts. Dadurch haben die Hufe einen ganz anderen Kontakt zum Boden, die Böden sind härter und die Tiere gehen öfter in den schnelleren Gangarten.

Dadurch wird mehr Hufhorn abgerieben, als natürlich nachwachsen kann. Ungeschützt würde der Pferdehuf schrumpfen und schlimmstenfalls würde das empfindliche Huf-Innenleben freigelegt werden.


Heute sind eigentlich nur noch einige wenige Kutsch- und teilweise Distanzpferde solch harten Bedingungen ausgesetzt. Doch selbst Freizeitpferde und die meisten Sportpferde sind oft noch standardmässig beschlagen.


Pferde, die viele Ausritte im Gelände oder auf Asphalt gehen, können ebenfalls einen höheren Huf-Abrieb haben.


Durch Hufeisen wird zudem die empfindliche Sohle geschützt, die Hufe haben oftmals besseren Halt auf dem Boden und die Tiere gehen weniger fühlig.


Durch spezielle Eisen und einen guten Beschlag können Hufschmiede manchmal auch Stellungsfehler des Pferdes optimal ausgleichen.


Im professionellen Sport waren Hufeisen lange verpflichtend. Doch auch in diesem Bereich ändert sich der Trend langsam. 2021 waren die schwedischen Reiter bei den Olympischen Spielen in Tokio die Ersten, die Team-Gold mit Barhufern gewannen.


Was sind die Nachteile von Hufeisen?


Früher machte man sich um Hufeisen keine grossen Gedanken. Pferd und Eisen gehörten einfach zusammen. Neueste Erkenntnisse kamen dann zu diesen Schlüssen:


• Hufeisen können den natürlichen Hufmechanismus stören.

• Durch das ständige Beschlagen kann die Qualität des Hufhorns leiden.

• Beschläge passen dem Pferde oft nicht wirklich und schaden dann mehr, als sie nutzen.


Ein weiterer Aspekt, aus dem vor allem Freizeitreiter in Massen auf Barhuf oder Hufschuhe umgestiegen sind, ist, dass gute Hufschmiede selten geworden sind. Dafür nahm die Zahl der Hufpfleger und Huforthopäden sprunghaft zu.


Tatsächlich können wenig und überwiegend auf weichen Böden gerittene Pferde von der Umstellung profitieren. Bei so manch einem Pferd wird sogar das Gangbild besser.


Experten zufolge nimmt die Durchblutung des Hufes deutlich zu, wenn er sich frei und ohne die Bewegungseinschränkung eines Hufeisens dehnen kann. Davon profitiert die Gesundheit des ganzen Pferdebeines und schlussendlich auch des Körpers. Was aber nicht bedeuten muss, dass beschlagene Pferde grundsätzlich unter Hufeisen leiden.


Finanzielle Gründe spielen in Freizeitreiterkreisen ebenfalls eine Rolle. Hufschuhe halten in der Regel länger als ein Vollbeschlag und sind damit sparsamer.


Mit Hufschuhen unterwegs – das gibt es zu beachten


Nicht wenige Pferde gehen auch in der Schweiz als volle Barhufer. Einige Rassen sind dazu besser geeignet als andere. Bei der Qualität des Hufhorns kann es auch innerhalb einer Rasse individuelle Unterschiede geben.


Einige Pferde müssen in der Übergangsphase zum zusätzlichen Schutz dauerhaft Hufschuhe tragen, andere nur bei Ausritten. Direkt nach der Abnahme der Eisen gehen die meisten Pferde und Ponys extrem fühlig. Ein guter Hufschmied oder Hufpfleger bearbeitet einen Barhuf anders als einen beschlagenen. Die Sohlen werden weniger bearbeitet, es bleibt ein solider Tragrand und die Trachten etwas höher stehen gelassen.


Nach ein paar Wochen bis Monaten kann sich ein Pferd vollständig umgestellt haben. Andere ReiterInnen entscheiden sich dafür, das Pferd vorübergehend oder dauerhaft auf Ausritten und vor allem in steinigen Gegenden mit Hufschuhen auszustatten.


Gute Hufschuhe können Hufeisen selbst in schwierigem Terrain vollständig ersetzen.


Der alternative Hufschutz ähnelt teilweise Sneakern für Menschen oder es handelt sich um Modelle, die wie Kunststoffeisen zum Umschnallen aussehen.


Nicht alle Hufschuhe sitzen gleich gut am Pferdehuf. Es kommt durchaus vor, dass ein Pferd-Reiter-Gespann mit einer Marke gut klarkommt und ein anderes nicht.


Bei vielen Hufschuhen können feine Einstellungen vorgenommen werden, wodurch die Passform deutlich verbessert wird. Entweder übernehmen dieses „Finetuning“ Mitarbeiter der Hufschuhe-Hersteller selbst oder Barhufpfleger sowie erfahrene Hufschmiede erledigen die Anpassung.


Gut sitzende Hufschuhe gehen über Stock und Stein und fallen selbst im flotten Galopp nicht ab.


Hufeisen oder doch lieber Hufschuhe: die Vor- und Nachteile im Überblick


Hufeisen sind der traditionelle Hufschutz. Lange wurden sie selbst noch für Pferde verwendet, die diese eigentlich gar nicht brauchen.


Trotzdem bringen sie immer noch grosse Vorteile mit sich:


• Zuverlässiger Hufschutz zu jeder Zeit und überall.

• Mit Eisen müssen sich Reiter weniger Gedanken machen, auf welchen Böden sie reiten.

• Eisen können Fehlstellungen ausgleichen und orthopädische Zwecke erfüllen.

• Mit Hufeisen sind Pferde weniger anfällig für Prellungen der Sohle und Abszesse.

• Das Pferd hat gute Bodenhaftung und einen sicheren Tritt.


Die Nachteile von Hufeisen:


• Der natürliche Hufmechanismus kann eingeschränkt sein.

• Das Beschlagen kann den Beinen und Hufen auch schaden (Nageltrauma).

• Gute Schmiede sind selten geworden.

• Vollbeschläge sind kostspielig.


Die Vorteile von Hufschuhen:


• Hufschuhe schützen barhufige Pferde bei Belastungen auf Asphalt oder in steinigem Gelände.

• Der Hufschutz wird technisch immer ausgefeilter und bessere Modelle sind verfügbar.

• Schuhe halten vergleichsweise lange und einzelne Verschleissteile können ausgetauscht werden.


Die Nachteile von Hufschuhen:


• Reiter müssen immer an das An- und Ausziehen des Hufschutzes denken.

• Schlecht sitzende Hufschuhe drücken und fallen im Galopp oder flotten Trab mitunter ab.

• Manche Pferde ziehen die Beine mit Schuhen unnatürlich an (Storchengang).

• Auch gute Schuhe haben ihren Preis.


Hufeisen oder Hufschuhe – das Fazit


Grundsätzlich kann man nicht sagen, ob ein Pferd besser mit einem Beschlag oder Hufschuhen ausgestattet wird.

Es kommt immer auf die persönliche Situation, die Qualität des Hufhornes, den Körperbau des Pferdes, das Ausreit- und Trainingsterrain sowie die Art der Belastung an.

Gerade im Freizeitbereich können viele Reiter heute auf Beschläge verzichten. Es ist sinnvoll, die Umstellung durch einen erfahrenen Barhufpfleger begleiten zu lassen. Selbst im Profisport können Reiter heute entscheiden, ob ihnen „unten ohne“ lieber ist.