Pferde scheren – Wann, wie und worauf du achten solltest
Alle Jahre wieder – der Sommer verabschiedet sich langsam und unsere Pferde stecken bereits mitten im Fellwechsel. Für viele Pferdebesitzer stellt sich nun die Frage: Pferd scheren – ja oder nein? Und wenn ja: Wie und wann ist der richtige Zeitpunkt?
In diesem Beitrag teile ich meine Erfahrungen aus vielen Jahren, in denen ich Pferde für den internationalen Spitzensport geschoren habe. Dazu gebe ich dir praktische Tipps und Tricks, wie das Scheren auch bei deinem Pferd möglichst angenehm und professionell gelingt.
Wann solltest du ein Pferd scheren?
- Starkes Schwitzen beim Training - Erkältungsgefahr!
- Unterstützung beim Fellwechsel, vor allem bei älteren Pferden
- Erkrankungen wie Cushing, wenn das Pferd das Fell nicht selbstständig wechselt
Welche Schurarten gibt es?
- Komplettschur – für Pferde, die intensiv trainiert werden oder auf Turnieren laufen
- Teilschur – ideal für Freizeitpferde, die noch natürlichen Schutz behalten sollen
- Musterschur – dekorativ, weniger praktisch
Meine Empfehlung:
- Turnierpferde : meist Komplettschur
- Freizeitpferde : oft Teilschur, je nach Haltung und Wetterbedingungen
So gehst du vor
- Pferd gründlich putzen oder am besten schon am Vortag waschen
- Zum Scheren muss das Fell komplett trocken sein – kein Schweiss, kein Wasser
- Schermaschine kontrollieren: Klingen scharf, sauber, eingeölt – Akku geladen oder Ersatzakku bereithalten
- Links an der Schulter beginnen, falls das Pferd unruhig reagiert
- Grosse Maschine für den Körper, kleine Maschine für Details (Kopf, Beine, Ohren, Muster)
- Zuerst gegen die Haarrichtung scheren danach im 45°-Winkel beidseitig nacharbeiten für ein gleichmässiges Ergebnis
- Beine zweimal scheren: einmal im Stehen und einmal angewinkelt, damit es gleichmässig wird
- Für heikle Stellen wie hinter den Ellbogen oder am Kopf eine zweite Person zur Unterstützung hinzuziehen
Regeln, die du unbedingt beachten solltest
- Schur für Turnierpferde: nicht kürzer als 1 mm
- Ohren innen nicht ausscheren – Verboten!
- Tasthaare am Maul bleiben stehen – wichtige Sinneshaare
- Sattelpatch stehen lassen, um Druckstellen zu vermeiden
- Maschine regelmässig ölen (mindestens alle 10 Minuten)
- Wird die Maschine zu heiss: Pause machen oder Gerät wechseln
Profi-Tipp: Hot Clothing
Nach jeder Schur mache ich ein sogenanntes Hot Clothing. Dafür tränke ich ein Handtuch in sehr heissem Wasser mit etwas Babyöl oder Fellspray, wringe es aus und reibe das Pferd damit ab. Sind kleine Wunden während des Scherens entstanden, mische ich Desinfektionsmittel ins Wasser, um Infektionen zu vorzubeugen.
- Staub und Hautschuppen werden entfernt
- Das Fell glänzt intensiv
- Kleine Haare werden entfernt, Juckreiz wird vermieden
Nachbereitung der Schermaschine
- Haare gründlich aus Messern und Gehäuse entfernen
- Scherblätter bei grosser Maschine ganz ausbauen oder Stellschraube lösen
- Maschine vor dem Versorgen gründlich ölen
Nach der Schur: Deckenmanagement
- Je weniger Haare, desto dicker eindecken
- Besonders in den ersten Nächten: atmungsaktive Fleecedecke unter die normale Decke
- Pferd langsam an die neue Situation gewöhnen
Mein Fazit
Mit meiner langjährigen Erfahrung weiss ich: Eine gute Vorbereitung, das richtige Werkzeug und sorgfältige Nacharbeit machen den Unterschied.
In unserem Online-Shop findest du alles, was du dafür brauchst: leistungsstarke Schermaschinen, scharfe Schermesser und passende Pferdedecken.