Pferde korrekt decken
Niedrige Temperaturen führen aber häufig zu einem Irrtum im Pferdestall: Die Reiter übertragen ihre eigene Empfindlichkeit auf die Pferde, legen ihren Tiere eine Decke auf damit das Pferd nicht friert. Pferde sind eigentlich „Sensibelchen“, doch bei Kälte reagieren sie alles andere als empfindlich. Sie haben eine ausgezeichnete Thermoregulation. Mit Temperaturen bis minus 10 Grad haben sie überhaupt kein Problem. Solange die Kälte nicht mit Regen / Nässe gemischt wird.
Wer eindeckt muss sich somit in den Dschungel der Deckenanbieter begeben. Pferdedecken gibt es in allen möglichen Farben und Formen. Was die richtige Decke für Dein Pferd ist, hängt vor allem vom Einsatzzweck der Decke ab.
Das geschorene Pferd
Wenn Du ein geschorenes Pferd hast, denke daran, dass die einzige Schutzschicht gegen Kälte, Wind und Regen (neben den Arterien, Schweissdrüsen und der Hautmuskulatur) entfernt wurde. Ein Pferd braucht sein Winterfell oder einen Ersatz dafür, um es vor kalten Temperaturen und Umwelteinflusse zu schützen. Sprich, das geschorene Pferd muss definitiv früher und besser gedeckt werden als das nicht geschorene.
Die richtige Decke – korrekt montiert
Du musst die Decke nach verschiedenen Aspekten auswählen: Dein Pferd muss ausreichend gewärmt werden, die Passform für dein Pferd muss ideal sein, sie darf nicht scheuern, sich verschieben etc. Es gibt einen richtigen und einen falschen Weg ein Pferd ein- und abzudecken. Jeder, der schon mal die Konsequenzen der falschen Art und Weise zu spüren bekommen hat, wird dies bestätigen. Als Faustregel kann man sich merken, dass eine Decke von vorne nach hinten aufgelegt und von hinten nach vorne abgenommen wird.
Die sicherste Art eine Decke zu fixieren ist mit Beinschnüren an den Hinterbeinen. Die Beinschnüre beugen einem Verrutschen der Decke vor, falls das Pferd sich hinlegen oder wälzen sollte.
1. Um die Decke auf Dein Pferd aufzulegen, faltest Du sie in Drittel. Leg die Decke dann vorne mittig auf den Rücken des Pferdes auf. Dann schlag die Decke nach vorne und bedecke zuletzt die hintere Partie des Pferdes.
2. Schliesse zuerst die Verschlüsse an der Brust, danach die Kreuzgurte und zuletzt die Beinschnüre.
3. Die Beinschnüre sollten lose genug sein, um das Pferd nicht in seinen Bewegungen einzuschränken, jedoch eng genug, dass das Pferd sich beim Hinlegen nicht in den Beinschnüren verfangen kann.
4. Die Beinschnüre zu kreuzen kann optional durchgeführt werden. Wie auch immer: Ein Kreuzen der Gurte bewirkt, dass die Decke mittig auf dem Pferd liegen bleibt.
5. Bevor die Decke abgenommen wird, löse zuerst die Beinschnüre, dann die Kreuzgurte und zuletzt die Verschlüsse an der Brust.
6. Falte den vorderen Teil der Decke nach hinten und lass die Decke dann über die Hinterpartie des Pferdes abgleiten.
Die gängigsten Deckenarten
Grob unterscheidet man Regendecken, Übergangsdecken, Stalldecken und Weidedecken.
Regendecken sind aus wasserdichtem Material. Sie sind meist gar nicht oder nur sehr dünn gefüttert. Regendecken eignen sich, um das Pferd bei milden Temperaturen vor Nässe und Wind zu schützen. Sie kommen meist im Herbst und im Frühjahr zum Einsatz.
Übergangsdecken sind ebenfalls dünne Decken, mit denen das Pferd in den ersten kühlen Nächten im Herbst und an den letzten kalten Tagen im Frühjahr geschützt wird. Übergangsdecken sind oft nicht gefüttert. Die meisten dieser Decken bestehen aus einem einfachen Baumwoll- oder Polyerster-Gewebe und sind relativ leicht. Solche Decken sind in der Regel weder winddicht noch wasserdicht und damit für die Koppel nur bedingt geeignet. Sie sollen das Pferd langsam an eine Winterdecke gewöhnen oder im Frühjahr davon entwöhnen. Sie eignen sich auch gut um das Pferd auf zugigen Anhängerfahrten warm zu halten.
Stalldecken sind warme Winterdecken und sollen vor allem geschorene Pferde vor den kalten Temperaturen schützen. Es gibt diese Decken in verschiedenen Dicken. Das Hauptmerkmal von Stalldecken ist, dass sie nicht Wasser- und Winddicht sind. Sie eignen sich damit wirklich nur für den Stall.
Weidedecken oder auch Paddockdecken sind speziell für draussen konzipiert. Das heisst, sie haben ein festes Obermaterial das wind- und wasserdicht ist. Zusätzlich ist das Material reissfest, damit es beim Spielen mit anderen Pferden oder dem ausgiebigen Wälzen nicht kaputt geht. Beim Schnitt solcher Decken ist darauf geachtet worden, dass sich das Pferd damit gut bewegen kann und die Decke auch beim Toben nicht verrutscht. Die modernen Decken sind aus atmungsaktivem Material, so dass das Pferd sie problemlos rund um die Uhr tragen kann.
Unterdecken sind ebenfalls nicht Wasserdicht. Sie sind dazu gedacht unter einer dünneren Weidedecke angezogen zu werden, so dass diese besser warm hält. Man kann das Pferd so nach dem Zwiebelprinzip für jede Witterung perfekt anziehen. Stammen Unterdecke und Überdecke vom selben Hersteller und System, finden sich meistens praktische Verschlüsse, die beide Decken miteinander verbinden. Das erleichtert das An- und Ausziehen enorm.
Eine oder auch besser zwei Abschwitzdecken sollten in keinem Pferdehaushalt fehlen. Eine Abschwitzdecke wird immer nach dem Reiten oder sonstigem Training auf das nasse und verschwitzte Pferd gelegt. Mit Hilfe der Abschwitzdecke kühlt die Muskulatur wieder langsam herunter und evtl. Feuchtigkeit wird aus dem Fell nach aussen transportiert und das Pferd kann unter der Abschwitzdecke in Ruhe abtrocknen. Ist ein Pferd nass geschwitzt und müsste ohne Abschwitzdecke an der kühlen Luft trocknen könnte es zu Muskelverspannungen kommen. Gerade im Winter, denn die Pferd sehr langes Winterfell haben und lange nass sind und evtl. noch nachschwitzen ist die Gefahr von Verspannungen hier sehr gross. Wichtig ist daher das Material aus dem die Abschwitzdecken hergestellt sind. Es gibt Abschwitzdecken aus Baumwolle / Frottee oder auch Funktionsfasern wie z.B. Polyester. Baumwolle oder Frotteematerial saugt Nässe zwar sehr gut auf, gibt diese aber sehr langsam wieder ab. Sie bleiben lange nass und haben dann auf dem Pferderücken einen kühlenden Effekt. Gerade dies ist im Winter bei einem nassgeschwitzten Pferd eher ungünstig. Daher sind Kunstfasern, wie z.B. Polyesterfasern hier beliebter. Auch im Humansportbereich werden bevorzugt Polyesterstoffe eingesetzt. Polyester hat den Vorteil, dass es keine Feuchtigkeit aufsaugt, sondern diese nur weitertransportiert. Somit entfällt der kühlende Effekt auf dem Fell. Das Pferd trocknet gut ab und wird warm gehalten.
Wie dick sollte die Decke sein?
Beim Eindecken stellt sich immer die Frage: Welche Decke ist heute die richtige? Das hängt natürlich stark vom jeweiligen Pferd und dessen Einsatz ab. Hier mal eine grobe Richtlinie.
Im Herbst reicht meist eine dünne ungefütterte Decke für die Nacht und trüben Tage, damit das Pferd nicht friert und nicht zu viel Winterfell bekommt. An sonnigen Tagen kann die Decke ruhig Tagsüber runter genommen werden, damit das Pferd nicht schwitzt.
Sinken die Temperaturen nachts unter 7 Grad, sollte eine dünne Thermodecke aufgelegt werden. Meist haben diese Decken ein 300g/m2 Vlies als Futter.
Diese Thermodecken können bedenkenlos den ganzen Tag auf dem Pferd bleiben und haben ein recht breites Einsatzspektrum.
Die nächste Abstufung liegt meist bei etwa 400g/m2. Eine solche Decke ist mollig warm und reicht einem normalen, geschorenen Pferd locker bis Temperaturen von -10 Grad C. Einem nicht geschorenen Pferd wird unter einer solchen Decke schnell zu warm.
Für ganz verfrorene Pferde oder arktische Temperaturen haben manche Anbieter auch 600g/m2 oder 800g/m2 Decken im Angebot. Unter solchen Decken schwitzen die Pferde aber sehr schnell und stehen dann feucht in der Boxe oder auf der Weide. Die Decke saugt sich dann mit dem Schweiss voll und entzieht dem Pferd Wärme. Eine zu dicke Decke kann also genau den Gegenteiligen Effekt haben.
Das richtige Obermaterial
Es gibt verschiedene Arten von Thermodecken. Wasserfeste Decken und solche aus Nylon, Baumwolle oder Wolle. Um zu entscheiden, welches das richtige Material für Ihr Pferd ist, musst Du zuerst überlegen, wo das Pferd die Decke tragen wird.
Soll das Pferd mit der Decke auch auf die Koppel oder den Paddock, ist auf jeden Fall ein wasserfestes Modell am praktischsten. Auch wenn das Pferd bei Regen nicht raus kommt, kann es doch einmal nass werden oder sich im Schlamm wälzen. Eine wasserfeste Decke lässt sich in diesem Fall relativ einfach abwaschen.
Wasserfeste Decken aus Nylon-Material haben den weiteren Vorteil, dass sie vor Zugluft schützen und so das Pferd besser warmhalten.
Decken aus einfachem Nylon-Gewebe sind meist recht leicht und einfach zu waschen. Der Nachteil ist, dass die Decken empfindlich sind. Bleibt das Pferd irgendwo hängen oder beißt das Nachbarpferd in die Decke, entstehen schnell grosse Risse, aus denen dann dass Futter heraus quillt.
Baumwolldecken eigenen sich nur für die Box, da sie sehr empfindlich auf Feuchtigkeit reagieren und sich schnell voll saugen. Viele empfindliche Pferde vertragen die Baumwolle jedoch sehr gut. Auch diese Decken zerreissen schnell. Ausserdem trockenen sie nur langsam, sollten sie doch einmal feucht geworden sein.
Die richtige Grösse
Einer der wichtigsten Faktoren beim Deckenkauf ist die richtige Grösse. Gemessen wird die Rückenlänge zwischen dem höchsten Punkt des Wiederristes und dem Schweifansatz. Am einfachsten lässt sich die korrekte Länge mit Hilfe von einem Stück Schnur messen, dass Du am Rücken des Pferdes anlegst und anschliessend abmisst.
Die meisten Hersteller bieten die Decken in 10-Zentimeterschritten an.
Bei sehr schmalen oder sehr kräftigen Pferden kann es zu Schwierigkeiten bei der Passform kommen.
Bei sehr zierlichen Pferden ist der Halsausschnitt oft zu weit, so dass die Decke nach hinten rutscht und Scheuerstellen verursacht. Versuche in diesem Fall ein Modell mit angeschnittenem Hals zu finden. Durch die andere Form des Halsausschnitts liegt die Decke stabiler.
Bei sehr kräftigen Pferden oder solchen mit Hengsthals ist genau das Gegenteil der Fall. Hier ist der Halsausschnitt zu klein und die Decke zwickt. Nimmt man dann eine Nummer grösser, rutscht die Decke nach hinten und hält nicht richtig. Die Lösung ist in diesem Fall eine Brusterweiterung. Das ist eine kleines Stück Decke, das links und rechts in die Schnallen an der Brust gehakt wird und den Halsausschnitt so um etwa 20 cm erweitert.
Ripstop oder nicht und wieviel Denier?
Deckenhersteller werben häufig damit, dass ihre Decken aus Ripstop-Material bestehen. Das heisst, dass alle paar Millimeter ein fester Faden ins Gewebe eingewebt ist, der einen eventuell auftretenden Riss stoppt.
Durch dieses Verfahren werden die Decken sehr viel haltbarer und sind kaum klein zu kriegen. Neigt das Pferd dazu, Decken zu zerstören oder es steht mit anderen Pferden zusammen auf einem Paddock oder einer Koppel, lohnt es sich darauf zu achten beim Kauf.
Die Angabe Denier gibt an, wie dick die für das Material verwendeten Fäden sind. Ein Denier (den) entspricht dabei 1 Gramm für 9000 m Garn. Je mehr Denier ein Garn also hat, desto schwerer und dicker ist es.
Die meisten Pferdedecken liegen zwischen 400 und 1200 den. Die Dicke des Materials gibt aber nicht unbedingt einen Aufschluss über die Reissfestigkeit. Schaue dir das Material und die Verarbeitung gut an.