Tipps und Tricks für die Pferdeschur
Alle Jahre wieder, wenn die Tage kürzer werden und das Fell plüschiger, stellt sich für viele Pferdehalter die Frage: Pferdeschur - ja oder nein? Welcher Haarschnitt darf es sein? Und welche Schermaschine? Wie gehe ich am besten vor? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Wann ist eine Pferdeschur sinnvoll? Welche Schur ist die richtige für mein Pferd?
Der Fellwechsel beim Pferd ist ein natürlicher Vorgang. Werden die Tage länger, signalisiert das der Zirbeldrüse im Hirn, dass der Sommer naht – der Fellwechsel zum Sommerfell beginnt. Umgekehrt wird der Wechsel zum Winterfell durch das Kürzerwerden der Tage eingeleitet. Nur nachrangig sind die Temperaturen. Das erklärt auch, warum vielen Ponys im Juli oder August das Winterfell zu wachsen beginnt, während sie im Januar schon wieder Plüsch verlieren. Alles ganz natürlich.
Ein Problem gibt es, wenn das Pferd viel schwitzt, zum Beispiel, weil es auch im Winter sportlich gearbeitet wird, weil es extrem viel Fell hat oder auch, weil es an einer Störung wie zum Beispiel Cushing leidet, die den Fellwechsel erschwert.
Dann ist es oft sinnvoll, durch eine Pferdeschur dem Pferd Erleichterung zu verschaffen. Kehrseite: Durch diesen Eingriff in den Thermohaushalt des Pferdes wird es an kalten Tagen nötig, das Pferd einzudecken.
Für die Pferdeschur stehen diverse Schnitte zur Auswahl. Im Prinzip sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Grundsätzlich gilt jedoch: Je mehr Fell abgeschoren wird je empfindlichere Stellen abgeschoren werden, desto wichtiger wird das Eindecken und desto früher muss es geschehen.
Hier kommt es also darauf an, wie stark das Pferd gearbeitet wird, wie stark es schwitzt und in welcher Haltungsform es lebt.
Es gibt von der Vollschur bis zur Schur nur an Hals und Brust einige verbreitete Arten der Schur:
Nach einer Vollschur ist das Pferd der Witterung mehr oder minder schutzlos ausgeliefert. Empfehlenswert nur für hart arbeitende Turnierpferde.
Bei der Jagdpferdeschur bleiben die Beine und die Sattellage ungeschoren, sehr beliebt für arbeitende Pferde. Auch hier eine viel Eindeckung notwendig.
Beim Deckenschnitt bleibt eine Art Nierendecke stehen sowie Kopf und Beine ungeschoren. Auf die Art sind Hals, Brust und Flanke, also die Stellen, an denen Pferde am meisten schwitzen, vom Fell befreit, die empfindlicheren Partien bleiben jedoch geschützt.
Bei den Rallyestreifen wird nur auf jeder Seite ein Streifen vom unteren Ende des Halses bis zu den Hinterbeinen geschoren. Das erleichtert dem Pferd das Abschwitzen, ohne den Thermohaushalt deutlich zu stören.
Bei reiner Weidehaltung wird auch gerne nur an Hals und Brust, zum Teil bis zum Bauch, geschoren.
Welche Schermaschinen gibt es?
Wer sein Pferd selber scheren will, braucht Schermaschinen. Dabei sind diverse Maschinen im Handel. Welche davon für den einzelnen geeignet sind, hängt stark vom Verwendungszweck ab.
Ein Akkugerät hat den Vorteil, dass das Pferd (und auch der Mensch) sich nicht im Kabel verfangen können.
Für einen Isländerpelz sind andere Schermaschinen nötig als für einen Warmblüter.
Vielscherer brauchen ein langlebigeres Gerät als Gelegenheitstäter.
Für das Scheren von Mustern oder Emblemen und auch das Scheren am Kopf sind schmalere Schermaschinen besser geeignet.
Wer Wert auf ein besonders gutes Aussehen legt, sollte ein entsprechendes Gerät auswählen.
Hilfreich sind oft Kundenbewertungen und Erfahrungsberichte.
Tipps und Tricks rund um die Pferdeschur
Während manche Pferde so cool sind, dass sie direkt beim ersten Scheren gechillt stehenbleiben, müssen andere erst daran gewöhnt werden. Am besten suchst du dir einen ruhigen Ort für das Scheren. Ideal, wenn es auch noch windstill ist (die abgeschorenen Haare fliegen ganz schön weit). Zeige deinem Pferd die Schermaschine. Mach es mit dem Geräusch vertraut. Wenn es dabei cool bleibt, alles klar. Wenn nicht: Nur kurz anmachen, dabei selber ganz entspannt stehen, wieder ausschalten. Das Ganze wiederholen, bis das Pferd ruhig bleibt. Plane bei einem nervösen Zeitgenossen mehrere Tage dafür ein! Hilfreich kann es auch sein, deinen Scher-Neuling neben ein erfahrenes Pferd bei dessen Pferdeschur zu stellen. Im Notfall muss das Pferd bei der Pferdeschur sediert werden.
Für die Pferdeschur selber brauchst du ein paar Vorbereitungen – und im besten Falle einen Helfer, der das Pferd beruhigt und dir assistiert.
Binde das Pferd gut an, am besten beidseitig. Putze es gut. Es sollte trocken und sauber sein. Klebriges Fell lässt sich nicht gut scheren.
Stelle die Schermaschine richtig ein.
Nimm nun Kreide und zeichne deine Scherlinien vor. Beginne dann mit der Pferdeschur, und zwar immer gegen den Strich. Am besten beginnst du eher hinten am Körper des Pferdes, je nach Schermuster. Ausnahme: Du hast dein Pferd sediert, dann beginne lieber mit den heiklen Stellen vorne.
Wenn du ein gleichmässigeres Ergebnis erzielen willst, wähle die Scherbahnen etwas überlappend.
Fazit
Pferdeschur ist gar nicht so schwierig. Mit der richtigen Vorbereitung und der richtigen Ausrüstung kann es direkt losgehen.